“Lange Blogbeiträge sind besser als kurze”: Stimmt diese oft gehörte Aussage? Nein! Das sind die Gründe dafür.
Hinweis: Die ursprüngliche Fassung des Beitrages stammt vom 23. Oktober 2020. Seitdem habe ich ihn mehrfach angepasst und mit neuen Inhalten angereichert.
Wie lang muss ein Artikel sein?
300, 500, 1.000 oder gar 3.000 Wörter: Wie lange sollte ein Blogbeitrag sein? Diese Frage beschäftigt Blogger und Texter immer wieder. So rief zum Beispiel Ronny von Blog-als-Nebenjob.de im Juni 2020 zu einer Blogparade auf, sich diesem Thema zu widmen.
Da mir das Thema schon lange auf den Nägeln brannte, nahm ich das Stöckchen gerne auf. Hier meine Meinung zum Thema “Optimale Textlänge von Blogbeiträgen”.
Die übliche Frage: Was ist das Ziel?
Was mich bei vielen Artikeln über die optimale Textlänge stört, ist die unkonkrete Fragestellung. Denn was versteht der Fragensteller unter “optimal”?
Geht es um die beste Textlänge …
- bei der sich die Zielgruppe optimal informiert fühlt?
- für ein gutes Google-Ranking?
- um die Verweildauer zu erhöhen?
- damit Conversions erhöht werden können?
Um eine passende Antwort geben zu können, muss man das Ziel hinter der Frage nach der optimalen Textlänge kennen!
Lange Texte = super für SEO?
Wenn es um die Wortanzahl von Blogbeiträgen geht, wird oft die SEO-Keule herausgeholt. Denn ein Blog müsse – so viele Stimmen im Netz – unbedingt für Suchmaschinen optimiert sein.
Das sehe ich ganz und gar nicht so! Warum, das erläutere ich in meinem Beitrag “Müssen Firmenblogs unbedingt für SEO optimiert sein?”.
Schielt man jedoch auf eine Spitzenplatzierung bei Google und Co., gibt es sehr oft eine Aussage: Längere Blogposts sind ideal für SEO. Ausführliche Beiträge ranken – angeblich – bei Google besser, so das Ergebnis verschiedener Erhebungen (zum Beispiel die oft herangezogene Analyse von Backlinko).
Ja, es hat den Anschein, dass Google angeblich holistische Texte mag. Also ausführliche Texte, die ein Thema von A bis Z erläutern – so wie ein Wikipedia-Beitrag.
Doch stimmt das wirklich? Können nur lange Beiträge bei Google eine Spitzenposition erreichen?
Was sagen SEO-Experten zur Textlänge?
Nachdem ich diesen Beitrag schrieb, stolperte ich über einen passenden Sistrix-Post. Hieraus möchte ich einen sehr guten Absatz zitieren:
„Empfehlungen mit einem Anspruch auf Allgemeingültigkeit wie ‚mindestens XXX Wörter‘ sind Unfug und ein schlechter Ratgeber. […] Ein Statistik-Beispiel, das den Trugschluss von solchen pseudowissenschaftlich Empfehlungen verdeutlicht. Die Durchschnittsgröße der Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft lag 2014 bei 1,85 Metern. Wäre es deshalb klug als Fußballtrainer nur Spieler aufzustellen, die mindesten 1,85 Meter groß sind? Man hätte auf wendige Spieler wie Phillipp Lahm (1,70 Meter) und Mario Götze (1,71 Meter) verzichtet. Deutschland wäre ohne diese Spielertypen und ohne das Siegestor von Götze im Endspiel gegen Argentinien wahrscheinlich nicht Weltmeister geworden.“
Der SEO-Profi Benjamin O’Daniel stimmt der kritischen Betrachtung zu. Was er vom Wettbewerb „Mein Text ist länger als deiner“ hält, verriet er in der 24. Folge des USP Marketing Podcast:
Ranken lange Blogposts wirklich besser? Was sagt eigentlich Google dazu?
Johannes Müller (aka John Mu), Search Advocate bei Google, verriet schon 2019, dass die Wortlänge kein Rankingfaktor sei!
Diese Aussage wiederholte Müller unter anderem am 2. Februar 2021: „Google doesn’t use word-count as a ranking factor.“
Und am 15. September 2022 unterstrich er seine Aussage in einem Tweet:
Word count is not a sign that a page is thin content. You’re the expert on your site’s topic (or you should be), you can make a qualified call on what’s helpful for users, and what’s fluff. Don’t use word count. https://t.co/lnuYObPiY6
— ?〈link href=//johnmu.com rel=canonical 〉? (@JohnMu) September 15, 2022
Auch kurze Texte können rocken
Einen Beweis kannst du sehr schnell antreten: Wenn du nach bestimmten Begriffen googelst, merkst du bald, dass die Suchmaschine dir nicht nur lange Blogbeiträge oder Webseiten mit viel Inhalt empfiehlt.
Manchmal gibt es Treffer, auf deren Seiten fast kaum etwas steht – trotzdem wurden sie dir empfohlen. Warum?
Antwort 1
Weil die Trefferseiten genau den Inhalt liefern, nach dem du suchst. Wenn du nur eine spezielle Frage beantwortet haben möchtest, benötigst du oft kein Ergebnis in Bibel-Länge. Aber genau das bieten viele holistische Texte mit 3.000, 5.000 Wörtern und mehr. Too much information!
Antwort 2
Weil Google und Konsorten die Ergebnisse personalisieren. Sie schneiden die Treffer auf dein Profil und deine persönliche Suchintention vor. Wenn du nach “Hotel Mainz” suchst, möchtest du höchstwahrscheinlich keinen Beitrag über die Hotellerie-Geschichte der Stadt Mainz, noch einen Wirtschaftsbericht aller Hotel-Betreiber lesen. Du willst lediglich ein Hotel finden, in dem du übernachten kannst.
Was ist nun die optimale Textlänge?
Es kommt auf die Anforderungen an:
- Welche Intention hat deine Zielgruppe?
- Nach was suchen deine Leser?
- Was erfahren deine Leser durch deinen Blogbeitrag?
- Wie hilfst du ihnen weiter?
- Was möchtest du mit deinem Text erreichen?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Blogbeiträge, die viele (vermeintliche) SEO-Must-Haves nicht erfüllen, trotzdem Top-Rankings und beste Sichtbarkeitswerte erreichen können. Dies ist bei meinem Projekt StartUpWissen.biz immer wieder der Fall.
Da gibt es zahlreiche Erklärtexte und Ratgeber, die ganz vorne ranken, manche Beiträge schaffen es sogar als Quelle für Wikipedia zu dienen.
Warum sind diese Beiträge so gut? Weil sie genau die Fragen der Leser beantworten. Viele Suchende möchten nur kurze Antworten erhalten. Kompaktes Wissen in wenigen Absätzen, das reicht. Punkt.
Denke nicht nur an die Suchmaschinen!
Was du auch nie vergessen solltest, wenn du einen Blogbeitrag planst: Ein Text ist zu Ende, wenn das Thema zu Ende erzählt ist.
Viele umfangreichen Ratgeber – so mein Eindruck – werden künstlich aufgebläht, um möglichst viele (angebliche) SEO-Kriterien zu erfüllen.
Qualität statt Quantität, das ist das Motto fürs Content Marketing! Denn dass die Länge nicht alles ist, was zählt, wissen wir ja auch aus anderen Bereichen 😉
Und nun?
Atme durch. Glaube nicht jede Vermutung oder scheinbare Erkenntnis. Besonders solltest du nicht blind irgendwelchen SEO-Ratschlägen folgen – das sind gerne malNebelkerzen!
Und: Die Fixierung auf SEO ist nicht alles!
Zugegeben, die Onpage- und Offpage-Optimierung von Websites ist wichtig. Aber nur wenn du ein wirtschaftliches oder Traffic-orientiertes Ziel damit verfolgst.
Hobbyisten brauchen keine Suchmaschinen-Optimierung. Selbstständige und Unternehmen, die ihren Blog als echten Blog und somit als persönlichen Kanal sehen, ebenfalls nicht.
Bilder: Pixabay, Backlinko
Jürgen liebt Digitalisierung, StartUps und Marketing. Deswegen schreibt er als freier Fachautor für bekannte Publikationen über diese Themengebiete. Und er unterstützt als Marketing-Strategie-Berater StartUps und mittelständische Unternehmen bei ihrer Marketing-Strategie.
In diesem Blog hält er seine Gedanken er über seine Lieblingsthemen fest. Deswegen dreht sich hier alles um Digitalisierung, Marketing, Innovationen, E-Commerce und StartUps.
Wir schreiben in etwa 800 Wörter;)
Grüße
Hans