Es wird gerne so getan, als gäbe es die Digitalisierung erst seit ein paar Jahren. Das stimmt nicht! Der Digitale Wandel läuft bereits viiiel länger.
Wann begann die Digitalisierung?
Das ist nicht genau zu sagen. Zum einen kommt es darauf an, was man genau unter Digitalisierung versteht. Zum anderen handelt es sich um eine Entwicklung, die mit vielen kleinen Schritten begann.
Ein Schritt war die Erfindung der Lochkarte. Damit wurden analoge Prozesse in Bits (Loch oder kein Loch, 1 oder 0) umgewandelt. Lochkarten kamen bereits Mitte des 18. Jahrhunderts zum Einsatz, um Vorgänge zu automatisieren. Daraus resultierten Erfindungen wie Lochkarten-gesteuerte Webstühle und Drehorgeln.
Ein weiterer Meilenstein war der Z3, der erste funktionsfähige Digitalrechner. Ihn baute 1941 der deutsche Ingenieur Konrad Zuse. Ja, wir Deutschen haben die Digitalisierung vorangebracht – das vergisst man heutzutage gerne.
Eine weitere wichtige Erfindung “made in Germany” war das MP3-Format, welches 1982 das Fraunhofer Institut in Erlangen entwickelte. Das verhalf zuerst illegalen Portalen wie Napster und später legalen Diensten wie iTunes und Musicload (made by Deutsche Telekom) zum Durchbruch.
Der Digitale Wandel nimmt Fahrt auf
Machen wir aber noch kurz einen Schritt zurück: Weitere wichtige Eckpfeiler der Digitalen Revolution sind die 1960er- und 1970er-Jahre. In dieser Zeit kauften sich die ersten Unternehmen Computer und Großrechner (sogenannte Mainframes), um ihre Tätigkeiten zu digitalisieren. Sie speicherten ihre Daten unter anderem auf Magnetbändern und handlicheren Disketten ab.
In den 1980ern erfolgte dann die Digitalisierung der Kinderzimmer: Spielkonsolen wie der Atari 2600 und Heimcomputer wie C64, Amiga und Atari ST eroberten die Herzen der Kinder und Jugendlichen. Hach, meine Kindheit!
Parallel dazu wanderten die “seriösen” Personal Computer in die Büros – und in die Arbeitszimmer der Familienväter, welche sich fortan mit Excel und Leisure Suit Larry beschäftigten.
Gegen Ende der 1990er erfolgte der Siegeszug des Internets. Dank AOL, Compuserve und T-Online waren wir alle plötzlich “drin”.
Der Phoenix, der aus der Asche stieg
Tja, dann kam sie: die erste Internet-Bubble. Die große, völlig überhitzte Wette auf die Macht des World Wide Webs. Doch die Blase platzte Anfang der 2000er und sorgte für Ernüchterung.
Nichtsdestotrotz trat die Digitalisierung und damit auch das Internet seinen großen Siegeszug an. Es folgte das, was – leider – viele Menschen heute immer noch als “neue Medien” bezeichnen.
Google, Facebook, Youtube, Wikipedia und viele andere Dienste, die mittlerweile vollkommen normal sind, entstanden in dieser wilden Zeit des sogenannten Web 2.0.
2007 folgte ein weiterer Paukenschlag: Apple stellte das iPhone vor. Es wurde zum ersten Smartphone, das den Massenmarkt eroberte. Da fortan jeder das Internet in seiner Hosentasche trug, entstanden exponentiell neue Geschäftsmodelle. Wer kann heute noch ohne Apps leben? Niemand!
Das Paradoxe daran: Obwohl wir bereits digital leben, kommt die Digitalisierung in den Köpfen nur schleppend voran.
Corona, der Digital-Beschleuniger
Wenn es um Digitalisierung geht, muss man auch über Corona reden. Die Pandemie gab der Menschheit einen ordentlichen Dämpfer. Und sie hat zahlreiche Unternehmen in die Krise oder in die Pleite getrieben.
Warum? Weil viele die Digitalisierung bislang ignorierten oder ihre Digitale Transformation nicht ernsthaft genug vorantrieben.
Auch die Gesundheitsämter stöhnten, weil sie wie vor 30 Jahren noch mit FAX-Geräten wichtige Meldungen und Gesundheitsdaten erhielten und verschickten.
Doch es war nicht alles schlecht! Es gab einige Profiteure der COVID-Krise. Dazu gehörten unter anderem GAFAM (Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft), Zoom, Paypal, Dropbox, LinkedIn, Tencent, Alibaba und viele weitere US-amerikanische und asiatische Firmen.
Deutsche oder europäische Unternehmen spielten bei diesem Siegeszug der Digitalisierung eine sehr geringe bis gar keine Rolle.
Besonders in der Corona-Krise rächte sich, was über viele Jahrzehnte hinweg verschlafen wurde. Der Dornröschenschlaf war vorbei. Statt eines Kuss’ gab es einen Schlag in die Weichteile.
Wo geht die Reise hin?
Die Digitalisierung ist ja nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil: Sie hat nun richtig Fahrt aufgenommen, das Wachstum erfolgt getreu dem 10X Thinking exponentiell! KI, Blockchain, Quantencomputing, Smart Citiys und Self Driving Cars sind heute schon mehr Science als Fiction. Sie werden sich viel schneller durchsetzen, als wir denken.
Ich freu mich drauf, denn ich liebe die Digitalisierung! Und ich hoffe, Deutschland hat in den nächsten Jahren mehr als nur SAP, Flugtaxis und die strenge Einhaltung der DSGVO zu bieten…
Hör- und Sehtipp zum Thema:
Bilder: Shutterstock, Strategy-Transformation.com, Netzoekonom.de
Jürgen liebt Digitalisierung, StartUps und Marketing. Deswegen schreibt er als freier Fachautor für bekannte Publikationen über diese Themengebiete. Und er unterstützt als Marketing-Strategie-Berater StartUps und mittelständische Unternehmen bei ihrer Marketing-Strategie.
In diesem Blog hält er seine Gedanken er über seine Lieblingsthemen fest. Deswegen dreht sich hier alles um Digitalisierung, Marketing, Innovationen, E-Commerce und StartUps.
1 thought on “Wie alt ist die Digitalisierung? Über 200 Jahre, kein Scherz!”